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Influencer? Oder Zwang nach Individualität?

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XY, Blogger, Editor, Influencer. Der Bloglink, Kontaktdaten und die aktuelle Location folgen, um die Social Media Biographie zu vervollständigen. Nach und nach sehe ich das Wort Influencer wieder aus den Biographien verschwinden und frage mich, ob das mit dem Individualitäts-Aufschrei vor einigen Wochen zusammenhängt. Plötzlich wurde am Fundament des Bloggens gerüttelt, nämlich irgendwelchen It-Pieces hinterher zu jagen, und soviele von uns waren entrüstet von der fehlenden Individualität und Kreativität der Mode- bzw. Bloggerwelt.

Fell-Clogs von Gucci, Gucci Dionysus und diverse Chloe Bags wurden für gefühlte 48 Stunden missgünstig auf Instagram ignoriert, wir schenken Mitläufern doch keine Likes! Und Massenprodukte finden wir sowieso blöd… Weswegen Michael Kors absolut uncool und fernab von jeglicher Exklusivität ist. Als Blogger und Influencer würde man sich schon gar nicht mehr trauen selbst schöne Taschen solcher Marken zu kaufen, weil das Brand eben den „Dorfmädchenruf“ zur Tasche mitliefert. Endlich spricht mal jemand das aus, was alle seit gefühlt 1996 denken. Und ich komme mir vor wie in die achte Klasse versetzt, wenn Maria Sophie einen mit einem abfälligen Blick straft, weil man den gleichen grauen Pulli von H&M trägt wie sie. Ihr Outfit wird abgerundet von UGG Boots, Daniel Wellington Uhr und einer Michael Kors Jet Set Bag. Ihr individueller Stil.

Ich muss ja gestehen, dass ich bis vor kurzem bei Gucci an lange Schlangen in diversen Outlets gedacht und das Publikum eher in die Glitzer-Bling-Sparte mit pinker Bomberjacke eingeordnet habe. Dank Dionysus Bag denke ich bei Gucci gar nicht mehr an Outletpreise oder Sugar Daddy Proleten. Ob es geschicktes Marketing oder das Werk von Fashion Influencern war kann ich nicht sagen, aber es funktioniert! Warum wehren sich dann Blogger dagegen, sich an diverse Brands zu trauen und einfach zu tragen, worauf man Lust hat? Muss man als Blogger für den Fall der Fälle 4000€ in der Schublade liegen lassen, damit man bei der nächsten It-Bag-Welle ganz vorn dabei ist? Warum können wir nicht einfach die 100ste Chloé Bag mit Stolz ausführen und sie in unserem eigenen Stil interpretieren? Ist es nicht das, was einen Influencer ausmacht?

Wenn ich die Instyle aufschlage, dann sehe ich eine Collage aus 5-10 Fashion Looks mit DEM aktuellen It-Piece. Auch da wird nicht der erste Streetstyle abgedruckt und der Rest als Uncool bezeichnet. Wie sehr ist man Influencer, wenn man sofort Anti ist, obwohl die Tasche eigentlich einem das Herz geraubt hat. Darf man immer noch Céline tragen oder ist das sowas von 2013? Und was ist mit Balenciaga? Mir persönlich würde es besser gefallen, wenn mir Blogger auch mal eine coole Michael Kors zeigen würden. Unabhängig vom Ruf eines Brands. Das wäre für mich ein Influencer.

Stattdessen gucken wir in Deutschland ehrfürchtig nach Amerika oder Paris und trauen uns gar nicht an Pieces, die noch nicht von Chiara Ferragni, Olivia Palermo, usw. getragen wurden. Stattdessen meckern wir über die Xte Chloé/Gucci/Céline Bag und freuen uns wenn wir gemeinsam über Mitläufer, Trendopfer und fehlende Individualität schimpfen können. Oft habe ich kreative Outfit-Ideen gehört, die dann nicht umgesetzt wurden, weil Bloggerin XY einen ähnlichen Style auf Instagram gezeigt hat.

Ich finde das schade, weil Influencer für mich bedeutet, dass man mit seinem eigenen Stil inspiriert.

xo charlotte

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7 Comments

  • Reply
    Kerstin
    23. November 2015 at 19:04

    Ich muss dir absolut Recht geben. Ist doch egal ob jeder die selbe Tasche hat, die Aufgabe als Blogger/Influencer besteht dann halt daran diese Tasche in den individuellen Style zu interpretieren. Und klar, wir alle lassen uns mal inspirieren. Aber ist das dann wirklich so schlecht?

    Love, Kerstin
    http://www.missgetaway.com/

    • Reply
      comeascarrot
      24. November 2015 at 7:36

      Ich glaube nicht, dass das so schlecht ist! Warum kaufen wir uns sonst Zeitschriften und beobachten Stars auf Instagram :))

  • Reply
    Ralf
    23. November 2015 at 19:37

    Es ist nur Fashion, die in Billiglohnländern hergestellt wird.

  • Reply
    zipan
    23. November 2015 at 23:09

    Ich finde es auch wichtiger, dass ein Blog Authentizität zeigt als nur das, was von anderen als Mode und, im Rahmen des aktuellen Mainstream, als ethisch korrekt bezeichnet wird. Gibt es denn auch Pieces, die du schon immer mal gerne vorgestellt hättest? Kommt da vielleicht auch noch ein Post zu? Wäre spannend :).

    Liebe Grüße
    zipan

    • Reply
      comeascarrot
      24. November 2015 at 7:39

      Naja, um die Ethik geht es dabei ja nicht :)) Sondern wer jetzt Nachmacher ist und wer Trendsetter… Aber in der Mode kann man Trends ja kaum selbst erfinden wir wiederholen ja 60er, 70er, 80er, 90er und wieder von vorne.
      Eine Art Wunschliste über Dinge, die ich mir kaufen würde, wenn ich Dagobert Duck wäre ist ne coole Idee!

  • Reply
    Anna
    24. November 2015 at 7:51

    Ein sehr guter Post, danke dafür! Ich finde es auch sehr schade, dass diese Angst vor dem „Nachmachen“ im 6.-Klasse-Stil (wie du ja richtig sagst), anscheinend so viele Blogger daran hindert, das zu machen was sie wollen. Ein Blog sollte ja eine Inspiration sein und keine patentierte Plattform.
    Ganz liebe Grüße! :)

  • Reply
    Kationette
    24. November 2015 at 13:51

    Sehr schön auf den Punkt gebracht Liebes!
    Ich bin ganz froh, vergleichsweise späte mit dem Bloggen angefangen zu haben, sodass ich nun in einem Alter bin (oh Gott, das klingt als wäre ich steinalt), in dem ich mich nicht (mehr) gezwungen sehe, jedem Trend hinterzulaufen, aber andererseits gerne zugebe, wenn ein Trend/eine Marke/ein Stil mich völlig in seinen Bann gezogen hat und ich gerne mit aufspringe, einfach weil es mir verdammt nochmal gut gefällt!
    Liebst ♥
    Kati
    http://www.kationette.com

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