München, du schöne Stadt. Ich war schon lange bevor es losging aufgeregt und suchte die nächsten Supermärkte raus, meine U-Bahn-Strecke und eben auch mein U-Bahn-Ticket. Ich sollte ja schliesslich 6 Wochen in München verbringen. Woohoo – aufregeeeend! :)) Eine Münchnerin werden für 6 Wochen. Meine Wohnung ganz allein und meine Wahlheimat NRW zurücklassen, meinen Briefkasten ignorieren und meine Kräuter auf dem Balkon einfach so verlassen.
In München angekommen musste ich natürlich super viel erledigen. Angefangen mit einem ordentlichen Wocheneinkauf bis hin zum Bahn-Ticket. Ich hatte mir schon die Preise rausgesucht und mein Studiennachweis ausgedruckt. Das war gar nicht so einfach, weil München nicht nur die Ticketpreise in Zonen unterteilt, sondern in Ringe, Streifen und Räume! Versuch da mal einer den Durchblick zu behalten. Ein absolut einfaches und tolles System solche Ringe, Streifen und Räume. Wundert mich, dass ich keine Fahrpreise für Polka-Dots finden konnte :D Wie dem auch sei, nachdem ich mich da durchgewurstelt hatte, hatte ich endlich den Durchblick! Geplant waren ein Monatsticket und zwei Wochentickets für insgesamt 83 euro im Ausbildungstarif II.
Mit meinem Studiennachweis, Studienausweis und Plan gewappnet ging ich dann zum MVV am Hauptbahnhof. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass das die größte Stelle war und es war auch die nächste Stelle zu mir. Dort angekommen erwartete mich eine riesen Menschenschlange, aber ich hatte ja keine Wahl also habe ich eine Stunde angestanden. Ich wollte mich ja auch beraten lassen, ob meine rausgesuchten Tarife die günstigste Option sind. Nach einer Stunde war ich dann an der Reihe und wurde von der MVV-Mitarbeiterin eilig begrüßt. Ich schilderte ihr mein Anliegen, aber als ich bei dem Wort Student und Monatskarte angekommen war drückte sie mir einfach ein Formular in die Hand und sagte: „Das muss die Praktikumsstelle ausfüllen und dann werden sie Kunde bei uns.“ Wie Kunde? Ich wollte doch nur ein Monatsticket? Sie bat schon den nächsten Kunden zur Kasse, aber ich blieb hartnäckig und harkte nach.
Es stellte sich heraus, dass ich ein Kunde der MVV werden musste nur um eine 3-stellige Nummer zu bekommen, um mein Ticket am Automaten überhaupt kaufen zu können. WTF? Ich musste sogar die Linien angeben, die ich benutzen wollte, obwohl ich mit dem Ticket alle Bahnen im Münchner Innenraum nutzen konnte. Also bin ich am nächsten Tag zu meiner Praktikumsstelle, da war aber keiner aus der Abteilung da, deswegen bin ich ohne Stempel nach Hause und habe wieder Einzeltickets gekauft. Am Tag darauf habe ich mir den Wisch stempeln lassen und nach der Arbeit zum MVV diesmal Sendlinger Tor. Da war schon weniger los, aber ich war sichtlich erleichtert, als ich nach einer halben Stunde endlich dran war.
Ein freundlicher junger Mann begrüßte mich überschwänglich mit einem ‚Servus‘ und ich übergab ihm mein gestempeltes Formular. „Und ihr Arbeitsvertrag?“ Was? Welcher Arbeitsvertrag? Wenn man ein Pflichtpraktikum macht darf man nicht bezahlt werden und dann kriegt man auch keinen Arbeitsvertag. Das erklärte ich ihm auch in aller Ruhe und Freundlichkeit. „Ohne Arbeitsvertag oder Praktikumsvertrag gibt es auch keinen Fahrschein.“ Mein Studienausweis, Studiennachweis, Stempel der Praktikumsstelle auf dem Formular der MVV reichte also nicht für einen Fahrschein. „Wir brauchen ja irgendeinen Nachweis, dass dieses Praktikum ein Pflichtpraktikum für ihr Studium ist …“ Nach einigem hin und her und meiner sichtlichen Verzweiflung entgegnete mir der mittlerweile genervte Mitarbeiter: „Der Freistaat Bayern [bitte ein wenig festlicher lesen!] vergünstigt seinen Studenten die Tickets durch Subventionen und deswegen brauchen wir entweder einen Arbeitsvertrag oder einen Nachweis ihrer Universität, dass dieses Praktikum hier getätigt werden muss.“ Hier? In München? Natürlich ist das keine Pflicht an meiner Uni ein Praktikum in München durchzuführen, das war meine freiwillige Entscheidung und es war auch schwer genug in NRW eine Praktikumsstelle für 6 Wochen zu finden.
Im Klartext heisst das, wenn du nicht in Bayern studierst, bist du auch kein Student für die MVV. Vielen Dank, MVV! :)) Im Endeffekt hat mich das Monatsticket allein schon 90,30 euro gekostet, weil ich ja für den Stempel hin und her fahren musste und die erste Mitarbeiterin mir das nicht direkt gesagt hat. Und insgesamt habe ich für meine Zeit in München 109,90 euro statt wie geplant 83 euro bezahlt, habe drei Tage gebraucht um mir überhaupt ein Monatsticket kaufen zu können und durfte mir einen Vortrag über den (heiligen) Freistaat Bayern anhören. Natürlich habe ich dem freundlichen jungen Mann auch den Hinweis gegeben, dass man in NRW als Student oder Austauschstudent ein in ganz NRW gültiges Ticket bekommt und dass Stempel in NRW für Praktikantenvergünstigungen auch ausreichend sind :D Vielleicht hätte ich lieber ‚das Land Nordrhein-Westfalen‘, teilsouveräner Gliedstaat (das gefällt mir am besten!), parlamentarische Republik oder Zauber-Republik Nordrhein-Westfalen sagen sollen. Das hinterlässt doch einen schöneren Nachgeschmack auf der Zunge oder?
xo charlotte